Mittwoch, 13. Juli 2011

Frisches Wild

Fot: Uwe Hauth



Lieber Leser,

Kürzlich erreichte mich eine Dorfdepesche. Einem ausgewählten Abnehmerkreis wurde Wildschwein feilgeboten. Der ansässige Jäger hat bei der Bestandsregulierung Überschüsse erwirtschaftet und wollte das gegen ein sehr schmales Handgeld aus seiner Asservatenkammer wälzen. Natürlich habe ich mich beteiligt. Dem Wild war bereits das Fell entfernt worden. Auf jägerisch nennt man dies „Das Schwein hat die Jacke aus.“

Die Wilddichte im Barnimer Urstromtal ist hoch. Ich selbst begegne nahezu täglich Wildschweinen im Wald. Sie unterscheiden sich von den Waldschweinen darin, dass sie keinen Müll hinterlassen, wenn sie mal eine Lichtung besudelt haben. Die Wildbestandsregulierung ist keine so einfache Sache. Man darf nicht einfach jedes Schwein niedermachen, was einem vor die Flinte kommt. Trifft man das Leittier der Rotte, so werden die jüngeren Tiere schneller geschlechtsreif und sorgen für mehr Nachwuchs. Das ist wiederum nicht so gut für den Wald. Was man alles so lernt, wenn man mal ein par Pfund Wildschwein kauft.

Jedenfalls hatte ich gestern ein Wildschweinbein auf dem Tisch. Ich wollte es marinieren. Leider verfügt unser Haushalt über keinerlei Gefäße, wo so ein Körperteil hinein passt. Also habe ich es zerlegt. Was für eine Arbeit! An alle Fleischereifacharbeiter: Hut ab vor dem, was ihr da könnt. Ich bin auch noch Bestandteil eines Vegetarierhaushaltes. Da gibt es nur Brot- und Gemüsemesser. Ich brauchte aber ein Filetiermesser. Und einen Filetierhandschuh. Hab ich alles nicht. Nach 40 Minuten war ich völlig erschöpft. Die Küche voller Blutlachen. Ich kann Vegetarier verstehen. Und an den meisten Tagen im Jahr bin ich ja selber einer. Das tote Bein hatte ich einigermaßen skelettiert. Jetzt liegt es in der Marinade.

Was macht man mit dem Knochen? Ich habe ja einen großen Hund. Dem habe ich das angeboten. Doch der ist inzwischen so nachhaltig auf Industriefutter konditioniert, dass er das einfach liegen gelassen hat. So weit ist es also schon mit unseren animalischen Begleitern. Ich bin froh, dass der Jäger nicht zuerst unseren Hund gefragt hat. Der hätte die Keule dankend abgelehnt.

Weidmannsheil, sagt Michael

Wurst essen ist schlimmer