Foto: Uwe Hauth |
Liebe Fernsehmacher,
Wie kann man denn eine solche Herausforderung ablehnen, den Olymp der Fernsehunterhaltung besteigen zu dürfen? Die, die wollen, wollt ihr nicht und die, welche ihr wollt, die wollen nicht. Ist ja auch verzwickt. Man muss charismatisch, spontan, allumfassend sympathisch und humoristisch intelligent unterhaltsam sein. Alles Begabungen, die eure Zuchtmoderatoren mit ihren Inselbegabungen nicht in sich vereinen. Und jene Persönlichkeiten, die das Zeug dazu haben, die lehnen ab.
Warum also erhöht ihr nicht die Marge für den Unterhaltungsgottschalk und zwingt ihn mittels Profit? Er würde mit Sicherheit definitiv ablehnen. Vielleicht ist er es leid, Leute um sich zu haben, deren lebensmittelpunktige Herausforderung darin besteht, die Zunge in möglichst viele Teelichter zu stecken. Was fühlt man als Moderator, einem Mann die Ehre seiner Aufmerksamkeit zu schenken, der Toilettenspülungen am Klang des abgehenden Wassers seinem Hersteller zuordnen kann? Oder was geht einem durch den Kopf, wenn 50 Menschen auf einem Quadratmeter auf einen Haufen springen und dafür tosende Anerkennung erhalten?
Was könnten 50 Menschen alles für tolle und nützliche Sachen anstellen. Wenn man nur fünfzig Gehirne mehr hätte, die sich Gedanken um die Nachfolge von Thomas Gottschalk machten, wäre das Problem vielleicht schon gelöst. Jeder ist seines Glückes Schmied. Und Thomas Gottschalk hat sich vielleicht gedacht, auch mal was sinnvolleres zu tun, als die denkfaulen Proteinsäcke auf Deutschlands Liegemöbeln mit solchen nichtznutzigen Hochleistungsblödeleien zu bespaßen.
Ich bin noch nicht so weit wie Gottschalk. Ich würde sowas noch machen. Aber mich fragt ja keiner. Schade.
Euer Michael Sens