Montag, 5. Dezember 2011

Wetten dass...

Foto: Uwe Hauth




Liebe Fernsehmacher,

es ist schon tragisch. Thomas Gottschalk lässt euch im Stich. Und nun seid ihr völlig aus dem Häuschen. Aber nicht wie im sprichwörtlichen Sinne - vor Freude. Nein, ratlos schaut ihr euch um nach einem Nachfolger. Und alle lehnen ab, die ihr haben wollt. Na sowas? Wie kann denn das sein? 

Wie kann man denn eine solche Herausforderung ablehnen, den Olymp der Fernsehunterhaltung besteigen zu dürfen? Die, die wollen, wollt ihr nicht und die, welche ihr wollt, die wollen nicht. Ist ja auch verzwickt. Man muss charismatisch, spontan, allumfassend sympathisch und humoristisch intelligent unterhaltsam sein. Alles Begabungen, die eure Zuchtmoderatoren mit ihren Inselbegabungen nicht in sich vereinen. Und jene Persönlichkeiten, die das Zeug dazu haben, die lehnen ab. 

Warum also erhöht ihr nicht die Marge für den Unterhaltungsgottschalk und zwingt ihn mittels Profit? Er würde mit Sicherheit definitiv ablehnen. Vielleicht ist er es leid, Leute um sich zu haben, deren lebensmittelpunktige Herausforderung darin besteht, die Zunge in möglichst viele Teelichter zu stecken. Was fühlt man als Moderator, einem Mann die Ehre seiner Aufmerksamkeit zu schenken, der Toilettenspülungen am Klang des abgehenden Wassers seinem Hersteller zuordnen kann? Oder was geht einem durch den Kopf, wenn 50 Menschen auf einem Quadratmeter auf einen Haufen springen und dafür tosende Anerkennung erhalten? 

Was könnten 50 Menschen alles für tolle und nützliche Sachen anstellen. Wenn man nur fünfzig Gehirne mehr hätte, die sich Gedanken um die Nachfolge von Thomas Gottschalk machten, wäre das Problem vielleicht schon gelöst. Jeder ist seines Glückes Schmied. Und Thomas Gottschalk hat sich vielleicht gedacht, auch mal was sinnvolleres zu tun, als die denkfaulen Proteinsäcke auf Deutschlands Liegemöbeln mit solchen nichtznutzigen Hochleistungsblödeleien zu bespaßen. 

Ich bin noch nicht so weit wie Gottschalk. Ich würde sowas noch machen. Aber mich fragt ja keiner. Schade.

Euer Michael Sens


Sonntag, 20. November 2011

Singendes, klingendes Publikum

Das Buch zum Buch


Liebe Leser,

wenn man sagt, die traditionellen Errungenschaften der Kultur gingen verloren, so stimmt das nur bedingt. Im Kabarett kann man das wunderbar beobachten. Das Publikum in dieser Nische ist die Schnittstelle zwischen alt und neu. Herbstlaubig vermodert unter den Endfünzigern die Fähigkeit des Gruppengesangs, während die neuen Kommunikationstechniken der Nachrückenden bei den graumelliertem Bildungswächtern kopfschüttelndes staunen verursachen. 

Dass der Deutsche kein einziges Lied in voller Strophenlänge mehr beherrscht, ist nicht wirklich bedauerlich. Man braucht das halt nicht als überlebenswichtige Alltagsfähigkeit. Und als Gruppenvergnügen wurde das abschunkeln von religiös gefärbten Dauerhits wie das des „Ave Maria“ vom passiven funktionshören vorgestanzter mp3-Folgen abgelöst. Wie Gewürze nicht mehr nach ihrer ursprünglichen Pflanze benannt werden, sondern nach der Art ihrer Anwendung so findet man in der Musikindustrie  auch CD’s, die einem eine aufwändige Analyse ersparen. Partymusik, Entspannungsmusik oder Musik zum Autofahren. 

Ich glaube, unser Gehirn wird zu Zeit intensiv dazu angehalten, seine ganze Energie in das verlernen seiner Fähigkeiten zu stecken. Der Grund darin liegt wahrscheinlich in der Teilchenphysik, nach der die atomaren Elementarteilchen immer nach dem größtmöglichen Zustand der Ausgeglichenheit streben. So strebt auch der Mensch nach dem absoluten Zustand der Ruhe – langsam mit dem Sofa via Osmose vor glattgeschliffenen Unterhaltungsshows zu einer einzigen Masse verklumpen. 

In Schwalmstadt  und in Emmelshausen gibt es noch kleine Gruppen unbeugsamer, welche das Ensemblesingen noch beherrschen – wenn auch nur teilweise. Aber schaut selbst...

Euer Michael Sens








Freitag, 21. Oktober 2011

Liebe Leser,

so eine Buchpremiere hat es schon in sich. Wen man alles anrufen muss, um gut platziert zu werden, das ist schon nicht unerheblich.

In den letzten Wochen habe ich viel gelernt. Das wichtigste aber war: wer in die erste Reihe will, der muss klappern lernen. Denn das gehört zum Handwerk.

Ich habe gestern gelernt, wie man einen Banner baut, der "klappert". Visuelle Animationen sind um ein vielfaches wirkungsmächtiger als starre Bilder. Ich lasse euch selbst den Vergleich.

Mal sehen, wo ihr drauf klickt. Oben oder unten... :-)

 Das Casanova-Prinzip

Das Casanova-Prinzip

Montag, 15. August 2011

Geschöpfe Gottes


Foto: Uwe Hauth


Neulich, nein, es war schon vorneulich, da war mein Freund und Finanzexperte Torsten Wucherpfennig bei mir zu Gast. Just in der Zeit versammelte sich eine gründungslustige Unternehmergruppe von jungen Wespen an unserem Haus. Sie befanden den Südwestpunkt des Hauses als optimalen Zielquadranten für ihre siedlungspolitischen Ambitionen. Wespen sind die Israelis unter den Insekten. Das war ein lärmendes Gesumme, viele Tage lang. Während ich noch die abreisende Frauenfraktion meiner Familie im Ohr hatte mit den Worten wie „Mach das bitte weg.“ konfrontierte ich den gestandenen Mann der Finanzfachwelt mit meinem Problem. Seine Antwort: „Das sind Geschöpfe Gottes. Lass sie machen.“ Huch. Der Mann ist eigentlich Ossi und eher mit einem kommunistischen Manifest gekartoffeldruckt worden als mit solchen Werken wie die des Deepak Chopra.

Ich habe mich an seinen Rat gehalten und nichts unternommen. Ich habe das Siedlungsgebaren an der lauesten Ecke unseres Hauses mit viel Freude beobachtet. Trotzdem war mir mulmig. Wenn meine beiden Mädels wieder einreiten, dann erwarten sie ja Ergebnisse. Und ich wollte ja auch nicht abgewählt werden, weil ich plötzlich spirituelle Ratschläge eines Finanzexperten mit ostdeutschem Migrationshintergrund befolge. Die ersehnten Ergebnisse schoben sich dann auch wie gewünscht von selbst zusammen. Einige Hornissen aus der Nachbarschaft haben – neben unseren Apfelbäumen – auch die Wespen als Nahrungsquelle zu schätzen gelernt. Jetzt ist wieder Ruhe am Haus. Und alle in der Familie waren zufrieden. „Wie hast Du sie weg bekommen?“ war natürlich die alles beherrschende Frage. Ich habe weise dreingeschaut wie der Dalai Lama und gesagt „Man muss dem Gast nicht alles über die Kochkunst verraten, wenn er ein leckeres Gericht genießt.“

Kürzlich nervte mich eine daumennagelgroße Fliege. Ich weiß nicht, das Rentnerteil war derartig unsensibel und ungeschickt, dass es mir ein leichtes gewesen wäre, es mit einer einzigen Bewegung auszuschalten. Aber ich dachte die ganze Zeit an Torsten Wucherpfennig. „Das sind Geschöpfe Gottes.“ Nun ja. Der Ingwer, den ich jeden Abend mit heißem Wasser übergieße ist das auch. Armer Ingwer. Bei dem habe ich das Gefühl nicht, wenn ich morgens das gut durchgezogene Gebräu mit Honig und Limette versetzt schlürfe. Und am nächsten Morgen genoss ich den „jungbleiben“-Trank in kleinen Schlückchen. Ich war schon fast am Boden des Halbliterglases. Da bemerkte ich eine dunkelschwarze Getränkeintarsie in dem trüb anisfarbenem Gesöff. Es war die Rentnerfliege vom Vorabend, die sich in meinem Gesundheitstrunk das Leben genommen hatte. Und ich habe es so spät gemerkt, dass mir im Bewusstsein dessen doch glatt ein Würgereiz die Speiseröhre hoch gewalkt kam. Geschöpfe Gottes, also nee. Danke für die Prüfung. 

Euer Michael

17. August Brandis - 20:00 Uhr - Theaterfestival - Opus 1






Mittwoch, 10. August 2011

Das lustigste zusammen gefasst

Foto: Uwe Hauth




Wenn ich mal den Tag über ein bisschen geknickt bin, dann werfe ich einen Blick in dieses Video. Das funktioniert immer...

Donnerstag, 21. Juli 2011

4D in Warnemünde

Foto: Uwe Hauth

Lieber Leser,

Was für ein Spektakel! Kung Fu Panda in 4D. Als ich mich mit bewegten Bildern anfing zu beschäftigen, da gab es zwar schon den Tonfilm. Farbe war auch schon erfunden. Aber es war nicht mit dem zu vergleichen, was jetzt über unsere Sinne hereinbricht, wenn wir uns mit Spezialbrillen in die weichen Sessel setzen. Früher habe ich die Ecken meiner Schulbücher vercinematisiert. Auf jedes Blatt ein kleines Männchen, das ich jedes Mal ein klein bisschen verändert habe. Daumenkino – so habe ich die uninteressanten Momente meiner polytechnischen Grundausbildung überbrückt.

Die meiste Zeit in der Schule lernt man sowieso Dinge, die man im Leben gar nicht braucht. Das Bruttosozialprodukt von Bulgarien aus dem Jahre 1976 hat mich schon damals so fesselnd inspiriert wie heute die Wettervorhersagen beim Frühstücksfernsehen. Ich hab schließlich eine App. Da schau ich rauf, wenn ich wissen will, ob die Sonne scheint. Und das mache ich, bevor ich aus dem Fenster sehe. So verrückt bin ich schon. Und dass es keine Bulgarische Bruttosozialprodukt-App gibt, liegt einfach daran, dass das niemand braucht. Da hat sich seit 1976 nicht wirklich viel getan.

Im Kino hat der Wahnsinn eine Stufe erreicht, der die Grenzen des technisch machbaren wohl ausgereizt haben muss. Der neue Kung Fu Panda Film ist in allen Bereichen eine Hammerprodiktion. Die Geschichte ist rund und stimmig. Was da an Farbgewitter auf einen einprasselt, reicht aus, um den Rest seiner eigenen Träume für Wochen damit fremdcholorieren zu lassen. Der Sound hätte auch gut zu Piraten der Karibik gepasst, Funktionsmusik im Kino baut halt immer auf die Hörgewohnheiten der gegenwärtigen Trends und blumt selten mit audiblen Überraschungen auf. Er schwingt aus allen Richtungen auf die Cineasten ein und lässt keinen Effekt vermissen. Einfach toll. Dass ein 3D-Erlebnis visuell alle anderen Seherfahrungen in den Schatten stellt, fußt auf meinem persönlichen Empfindungen. Ich finde es unglaublich, dass man technisch einen Effekt herstellen kann, der das Mittendrin so gut vortäuscht.

Was mich aber lächelnd gemacht hat, waren die Effekte, die aus dem 3D ein 4D machen sollten. Fällt der Panda ins Wasser, gibt es für die Zuschauer eine Dusche von oben. Feuert eine Kanone ihre Ladung ab, steigt plötzlich eine kleine Rauchwolke im Raum auf. Lustig. Hätte ich jetzt nicht wirklich gebraucht. Aber ich war fasziniert, dass das alles technisch machbar war. Menschen, die sich so was ausdenken, haben früher bestimmt in der Schule die uninteressanten Momente überbrückt. Und das garantiert mit einem Daumenkino ohne Tonspur. Da sind langweilige Lehrstoffe dann doch nützlich.