Foto: Uwe Hauth |
Was für ein Spektakel! Kung Fu Panda in 4D. Als ich mich mit bewegten Bildern anfing zu beschäftigen, da gab es zwar schon den Tonfilm. Farbe war auch schon erfunden. Aber es war nicht mit dem zu vergleichen, was jetzt über unsere Sinne hereinbricht, wenn wir uns mit Spezialbrillen in die weichen Sessel setzen. Früher habe ich die Ecken meiner Schulbücher vercinematisiert. Auf jedes Blatt ein kleines Männchen, das ich jedes Mal ein klein bisschen verändert habe. Daumenkino – so habe ich die uninteressanten Momente meiner polytechnischen Grundausbildung überbrückt.
Die meiste Zeit in der Schule lernt man sowieso Dinge, die man im Leben gar nicht braucht. Das Bruttosozialprodukt von Bulgarien aus dem Jahre 1976 hat mich schon damals so fesselnd inspiriert wie heute die Wettervorhersagen beim Frühstücksfernsehen. Ich hab schließlich eine App. Da schau ich rauf, wenn ich wissen will, ob die Sonne scheint. Und das mache ich, bevor ich aus dem Fenster sehe. So verrückt bin ich schon. Und dass es keine Bulgarische Bruttosozialprodukt-App gibt, liegt einfach daran, dass das niemand braucht. Da hat sich seit 1976 nicht wirklich viel getan.
Im Kino hat der Wahnsinn eine Stufe erreicht, der die Grenzen des technisch machbaren wohl ausgereizt haben muss. Der neue Kung Fu Panda Film ist in allen Bereichen eine Hammerprodiktion. Die Geschichte ist rund und stimmig. Was da an Farbgewitter auf einen einprasselt, reicht aus, um den Rest seiner eigenen Träume für Wochen damit fremdcholorieren zu lassen. Der Sound hätte auch gut zu Piraten der Karibik gepasst, Funktionsmusik im Kino baut halt immer auf die Hörgewohnheiten der gegenwärtigen Trends und blumt selten mit audiblen Überraschungen auf. Er schwingt aus allen Richtungen auf die Cineasten ein und lässt keinen Effekt vermissen. Einfach toll. Dass ein 3D-Erlebnis visuell alle anderen Seherfahrungen in den Schatten stellt, fußt auf meinem persönlichen Empfindungen. Ich finde es unglaublich, dass man technisch einen Effekt herstellen kann, der das Mittendrin so gut vortäuscht.
Was mich aber lächelnd gemacht hat, waren die Effekte, die aus dem 3D ein 4D machen sollten. Fällt der Panda ins Wasser, gibt es für die Zuschauer eine Dusche von oben. Feuert eine Kanone ihre Ladung ab, steigt plötzlich eine kleine Rauchwolke im Raum auf. Lustig. Hätte ich jetzt nicht wirklich gebraucht. Aber ich war fasziniert, dass das alles technisch machbar war. Menschen, die sich so was ausdenken, haben früher bestimmt in der Schule die uninteressanten Momente überbrückt. Und das garantiert mit einem Daumenkino ohne Tonspur. Da sind langweilige Lehrstoffe dann doch nützlich.
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