Montag, 11. Juli 2011

Figurprobleme

Foto: Uwe Hauth



Lieber Leser,

„Probier doch mal den Kartoffelsalat. Der ist richtig gut.“ Gestern auf dem Grillabend bei Freunden mit weitem Blick über die Barnimer Landschaft – essen mit dem Wissen, was passieren wird. Steak und Kartoffelsalat. Beides sehr lecker. Zusammen wirkt das leider nicht so gut wie es schmeckt. Denn in meinem Alter geht der Körper mit Mischkost anders um als früher. Leider, muss man sagen.

Wenn man etwas nicht will, dann ist es körperlichen Verfall. Das ganzheitliche Welken ist aber leider Bestandteil des biologischen Programms. Jungbleiben gehört da bedauerlicherweise  nicht zu den Gaben, derer man sich zeitlebens erfreuen kann. Was folgt nach der Aufbauphase, in der sich der Körper ins Leben bäumt und straff seine Muskelstränge durch Raum und Zeit katapultiert? Ein schleichender Versackungsprozess. Bei gleichbleibender Nahrungsaufnahme allmählich andere Ergebnisse – eine unschöne Formel. Irgendwann beschließt nämlich so ein Organteam, einen bestimmten Anteil der eingeschobenen Nahrungsmenge nicht mehr abzubauen sondern in eigens dafür aufgestellten Fettzellen nachhaltig einzulagern. Und dann sieht man plötzlich anders aus.

Ob Reiterhosen oder Bierplauze, Fettzellen sind eigenwillig und folgen bei ihrer Aufstellung einem Plan, der grundsätzlich immer mit dem Schönheitsideal des Körper-Users im Widerspruch steht. Eine gleichmäßige Verteilung großflächig unter der Haut – da würden 20 Kilo Übergewicht überhaupt nicht auffallen. Und sicher würde dadurch ein Auskühlen bei winterlichen Schwimmsportaktionen erheblich verlangsamt. Aber nein, statt dessen hängt das Zeug wie eine Bleischürze über dem Schambein und erschwert den Zugang zum Rotlichtviertel. Oder es verbeult die Seitenlinie auf Hüfthöhe und verwulstet das Breitenmaß. Ganz zu schweigen von der Nackenrolle oder dem Truthahnbeutel unter der Kinnlade.

Pfiffige Zeitgenossen erkennen den Trend rechtzeitig und steuern dagegen. Meistens mit Sport. Das hilft, verändert aber nicht die Tendenz. Da steht man dann den Rest seines Lebens auf dem Laufband und verbrennt Fettzellen. Die willensstarken modifizieren gleichzeitig ihr Essverhalten. Alles was im Körper zu unerwünschten Fettzellen verbaut wird, fliegt vom Speiseplan. Das muss man erst mal lernen, wenn man zum grillen eingeladen wird. Trennkost - entweder Steak oder Kartoffelsalat. Eine Ameise hat das Problem nicht. Immer eine Top-Figur und dabei kann sie noch das vierzigfache ihres Körpergewichts schleppen. Wow. Tauschen möchte ich trotzdem nicht.

Mahlzeit, sagt Michael



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